Ein Therapiepony sorgt in einer Salzburger Seniorenresidenz regelmäßig für positive, emotionale Momente. Dabei ist die Idee für die tierischen Besuche nach einem schlimmen Erlebnis entstanden.
„Haben wir heute eine Versammlung?“, fragt ein Bewohner der Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg im salzburgischen Oberalm. In der Tat ist es ein besonderer Nachmittag. „Jolly Jumper“ ist wieder einmal da. Ein 17-jähriges Therapiepony betreut von Selina Scheichl. Die studierte Psychologin wollte vor wenigen Jahren dem Pferdesport eigentlich den Rücken kehren.
Ihr eigenes Pferd ist damals an den Folgen eines Reitunfalls verstorben, sie selbst wurde verletzt. Danach wollte sie mit ihrem Hobby nichts mehr zu tun haben. Freunde haben sie ermuntert, sich das noch einmal zu überlegen und sie schließlich um die Betreuung des weißen Ponys gebeten. „Im Fernsehen habe ich eine Dokumentation über Pferde in Seniorenheimen in Frankreich gesehen. Da hatte ich die Idee, so etwas auch hier anzubieten“, schildert die Salzburgerin. Studien aus Deutschland und Frankreich würden belegen, wie positiv sich diese Begegnungen, nicht nur auf ältere Menschen auswirken.
„Jolly Jumper“ hat sich nach seiner Ausbildung als ideal für die neue, wichtige Aufgabe erwiesen. Er zeigt sich stressresistent in allen Situationen. Danach hat Scheichl bei mehreren Seniorenheimen in ihrer Umgebung nachgefragt und ist auf reges Interesse gestoßen. So ist es schließlich zu den mittlerweile regelmäßigen Besuchen in Schloss Kahlsperg gekommen.
Wenn der weiße Wallach da ist, weckt das bei den Bewohnern Emotionen. „Es ist ein gutes, erwärmendes und schönes Gefühl“, freut sich Bewohnerin Inge S., die am Stammtisch der „Strickliesln“ sitzt, wo ältere Damen ihr Stricken für den Besuch unterbrechen. So ein lieber sei er, der „Jolly Jumper“. „Und so schön ist er wieder frisiert“, merkt die Pensionistin an. Bei Tisch sitzt eine weitere Dame, die erzählt, dass sie früher Hunde gehabt hat und einem mit Tieren nie langweilig werde. Währenddessen bürstet eine andere das Pony, das dies sichtlich genießt.
Ein ehemaliger Profireiter, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann, habe Tränen in den Augen gehabt, weil er wieder ein Pferd berühren konnte, erzählt Sabrina Scheichl. Eine 80-jährige Dame hingegen habe sich sehr darüber gefreut, im hohen Alter zum allerersten Mal überhaupt eines berühren zu können. Und auch längst verloren geglaubte Erinnerungen bringe “Jolly Jumper“ bei so manchem Bewohner zurück. „Es sind wirklich schöne Momente“, so die Geschäftsführerin der Residenz, Kerstin Tautz.
Die weiteren Pläne
Derzeit lernt „Jolly Jumper“ das Fahren mit dem Aufzug. Um dann die Bettenstation besuchen zu können. „Für mich ist es ein großes Geschenk, dass aus einer negativen Situation wie meinem Unfall, etwas so positives entstanden ist“, freut sich Selina Scheichl. Sie hat sich mittlerweile mit ihrer Idee selbständig gemacht und PFERDE STÄRKEN gegründet, wo sie neben Pferdebegegnungen auch pferdgestütztes Coaching anbietet.
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