Der September startet gut: heimische Museen starten mit sehenswerten Ausstellungen in den Herbst. Die Albertina geht gleich in die Vollen und zeigt Michelangelo und den Fotografen Joel Sternfeld im Haupthaus sowie deutsch-österreichische Malerei seit 1970 in der Albertina modern. Das Westlicht ehrt mit "World Press Photo" wieder Top-Pressefotos, das MAK die 100 besten Plakate und das Architekturzentrum Wien Hans Hollein. In Linz gehen beim Ars Electronica Festival diverse Schauen u.a. der Wahrheit auf den Grund.
Dank zweier Ausstellungen geht es auf der Wiener Freyung im September äußerst bunt zu. Das dort ansässige Bank Austria Kunstforum führt einerseits in "Die Welt der Exotik" des New Yorker Malers Hunt Slonem ein. Ab 2. September sind dort seine farbenfrohen Bilder zu sehen.
Neben Porträts honoriger Persönlichkeiten wie Abraham Lincoln oder Queen Elisabeth II. hat der Künstler vor allem eine Vorliebe für farbenfrohe Tiermotive. Papageien, Schmetterlinge oder Hasen strahlen in rhythmischer Anordnung gruppiert und in kräftigem Blau, Gelb, Rot oder Grün von der Leinwand und zeugen von der Begeisterung Slonems für das Ornament. Nicht weniger vielfarbig präsentiert sich das markant-pastose Werk des gebürtigen Weimarers Bernd Schwarzer, aus welchem das Kunstforum ab 3. September 40 Objektbilder aus der Sammlung Weiss zeigt - darunter Beispiele seines umfassenden "Europawerks", in dem in Anlehnung an die Europaflagge die Farben Blau und Gelb dominieren.
Ständig neue Trends, Textilriesen, die jährlich Dutzende neue Kollektionen unter prekären Produktionsbedingungen auf den Markt bringen, geschredderte Neuware internationaler Luxuslabels und die Zerstörung von Ökosystemen durch textile Müllberge: Die Mode(industrie) steht im Hinblick auf Konsumverhalten, Herstellungsprozesse und Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus. Mit der Ausstellung "Critical Consumption! öffnet das MAK den kritischen Blick dafür.
Historische Objekte in der Ausstellung verdeutlichen, wie sich der Modekonsum ausgehend von der Industriellen Revolution im Globalen Norden entwickelt hat. Veranschaulicht werden Technologie- und Materialinnovationen ebenso wie die Entfaltung der urbanen Shopping-Kultur.
Im Zuge der großen und noch laufenden WUK-Sanierung war auch die dort beheimatete Fotogalerie Wien zu einer einjährigen Schließung gezwungen und zuletzt im Tour-Betrieb unterwegs. Am 11. September feiert die Einrichtung nun ihre Wiederöffnung mit der inzwischen dritten Biennale "Propeller", die dann ab 12. September regulär zu sehen ist.
Wie schon bei den zwei vorangegangenen Ausgaben soll nun erneut das aktuelle Geschehen auf den Kunsthochschulen reflektiert werden. Dieses Mal wurde das geografische Spektrum allerdings erweitert, weshalb neben sechs österreichischen ebenso viele ungarische Kunststudierende und deren Arbeiten vor den Vorhang geholt werden. Teil 1 von "Propeller III" war somit schon im Österreichischen Kulturforum Budapest sowie in Veszprém und Alsóörs zu sehen, Teil 2 weiht nun die umgebaute und frisch herausgeputzte Fotogalerie ein und ist bis zum 14. Oktober zu besuchen.
Ausgerechnet nach Ferienende weckt das Landesmuseum Niederösterreich Reiselust. "Zimmer frei! Urlaub auf dem Land" beschäftigt sich ab 23. September mit dem Aufblühen des heimischen Fremdenverkehrs durch die Massenmotorisierung ab den 1960er-Jahren, was vor allem den ländlichen Raum merkbar veränderte.
Beleuchtet werden die Phasen und Rituale des Verreisens von der Planung über den Aufenthalt bis zu Erinnerungen in Form von Bildern und Souvenirs. Neben den Sonnenseiten vor allem aus Gästesicht soll aber auch weniger Erfreuliches thematisiert werden - etwa Nutzungskonflikte zwischen Tourismus und Landwirtschaft, der Arbeitsdruck im Gastgewerbe oder der Ausverkauf der Landschaft. Und angesichts des Klimawandels will die Ausstellung auch nach der Zukunft des Ferienmachens fragen.
Mit textilen Kostbarkeiten aus feiner Seide und Edelmetallfäden wartet das Kunsthistorische Museum in seiner Herbstausstellung auf. Ab 26. September hängen dort unter dem Titel "Raffael - Gold & Seide" monumentale Tapisserien aus der Zeit der Renaissance.
Die qualitätvollsten Produkte wurden in Brüssel hergestellt, darunter eine von Papst Leo X. (1475-1521) für die Sixtinische Kapelle bestimmte Apostelserie nach Entwürfen von Raffael. Ausgehend von den Wandbehängen nach dessen Entwürfen skizziert die Schau die Entwicklung der Tapisseriekunst im 16. Jahrhundert und gibt dabei gleichzeitig Einblicke in einen weniger bekannten Sammlungsbestand des KHM.
Und wie könnte es anders sein, eröffnet ab 15. September wieder die beliebte Ausstellung "World Press Photo", die alljährlich internationale Pressefotografien nach Wien ins Fotomuseum Westlicht bringt.
Die rund 120 prämierten Bilder – ausgewählt aus mehr als 60.000 Beiträgen von 3.752 Fotograf:innen aus 127 Ländern – reflektieren nicht nur die dominierenden Nachrichtenthemen des vergangenen Jahres, sondern erzählen auch zahlreiche Geschichten, über die hierzulande kaum berichtet wurde: vom Krieg in der Ukraine über die Folgen des Klimawandels, den Widerstand der Frauen gegen das iranische Regime, die Situation der LGBTQI+-Community auf den Philippinen bis hin zu den schillernden Protagonist:innen der aktuellen Hip Hop-Szene in New York.
Weitere aktuelle Ausstellungen gibt es hier im Überblick.
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