Alle reden davon, dass der Sommer künftig bis in den Herbst dauert: Klimaforscher, Touristiker, Badeurlauber – und vor allem die Wanderer. Es stimmt ja auch: Wer sich dieser Tage in die Berge und Wälder wagt, bekommt glasklare Fernblicke, kitschig-bunte Kulissen ... und ist weitgehend für sich.
Genau in dieser Verlassenheit liegt ein Reiz, aber auch der Fluch: Obwohl die „Schultersaison“ Herbst (die andere ist der Frühling) zunehmend zur verlängerten Hauptsaison werden soll, senkt sich im September doch langsam der Rollladen im Land: Hütten zu, Tälerbusse eingestellt, Hotels im Schließmodus.
Zugegeben: Damit sich das ändert, müsste man Ferien entzerren, gesellschaftliche Traditionen neu denken und Infrastruktur neu aufstellen – eine ziemlich große Übung. An der sich jedoch manche schon versuchen.
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Trotz dieser Einschränkungen ist dringend zu empfehlen, im Herbst vor die Tür zu gehen. Und das nicht nur in all die Hagenbachklamms und Wienerwälder, durch die uns in der Gelbes-Laub-und-Kastanien-Zeit schon die Eltern geschliffen haben. Solche Ausflugswege haben unbestritten ihren Reiz, etwa der noch immer unter seinem Wert geschlagene Rundwanderweg um Wien.
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Aber das Spätsommer-Wandern muss sich längst nicht mehr auf kurze Wege in Heimatnähe beschränken. Vor allem befördert durch den Klimawandel, der den Herbst zur stabilen Jahreszeit mit viel Sonne und milden Temperaturen macht. Mischt man da als Zutat noch die besser gewordene Ausrüstung dazu, ergibt sich eine Wandersaison, die bis zum ersten echten Schneefall dauert, und der lässt ja bekanntlich oft auf sich warten.
Weiters steigt (verstärkt seit den Corona-Lockdowns) die Lust auf Bewegung in der Natur – sehen auch die alpinen Vereine.
Das bestätigt auch Naturfreunde-Sprecher Peter Emrich: „Es gibt ein Mehr an Sportlern in den Bergen, von Klettersteig über Mountainbike bis Tourengehen. Aber wirklich auch ein stärkeres Aufkommen an Wanderern. Vor allem im Segment der jungen Erwachsenen ist der Trend noch immer im Steigen.“ Und man sehe deutliche Tendenzen, dass die Saison bis Dezember verlängert wird.
Dass Hütten – die Naturfreunde stellen sehr viele der Berghütten – nicht länger offen haben, könne man gerade jetzt schwer ändern, glaubt Emrich: „Im Moment ist es eher der Mangel an Personal, der Hütten zwingt, früher zuzusperren oder mehr Ruhetage zu haben.“
Dennoch lasse man, besonders in mittleren und niedrigen Lagen, einige Hütten auch bis Dezember offen. „Das Waxriegelhaus ist zum Beispiel ganzjährig geöffnet, das Naturfreundehaus Knofeleben bis Ende November – allerdings je nach Wetterlage. Die Pottschacherhütte bis Ende Dezember.“ Passende Wanderungen finde man auf www.tourenportal.at.
Wer jetzt auf Tour(en) geht, muss sich allerdings besser rüsten als im Sommer. Das betrifft erstens das Gewand, zweitens ein höheres Sicherheitsbewusstsein (rutschiger Untergrund durch nasses Laub und kalte Böden), drittens die Verpflegung (trinken, obwohl man nicht so viel Durst spürt; Jause mitnehmen) und viertens die wegen der kurzen Tage straffere Tourenplanung.
Wer das beachtet, wird mit viel Ruhe und sehr ansehnlicher Natur belohnt. In anderen Worten: Raus mit uns!
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