MARKTGESCHICHTEN: RAKETENSALAT RUCOLA - UND EIN KöSTLICHES REZEPT

von Nicole Ott

Der pfeffrige Rucola zaubert, passend zur Jahreszeit, mediterranes Flair auf unsere Teller – mit dem ersten Aperol Spritz im Schanigarten ist unser Glück perfekt. Ich lasse mir die Maisonne auf die Nasenspitze scheinen und schaue beglückt auf mein Café und den Schanigarten. 

Seit mehr als zwölf Jahren kommen die Menschen zu uns, ein buntes, fröhliches, lautes, manchmal chaotisches Durcheinander. Babys, die ich als Neugeborene kennengelernt habe, überragen mittlerweile ihre Mütter, der Kreislauf des Lebens ist auch bei uns nicht zu übersehen.

Gut gelaunt hole ich mir aus der Küche mein Frühstückssemmerl und schaue Daniel beim Nockerlmachen zu. "Was gibt es denn heute als Veggie-Gericht?", frage ich ihn. "Pasta mit geröstetem Karfiol, getrockneten Tomaten und Rucola, den mische ich beim Aufwärmen unter die Nudeln". Hmm, ich glaube, das werde ich diese Woche öfter essen. Später werke ich hinter der Bar und freue mich wie jeden Tag an unserem jungen Team. Wie schön, mit so vielen jungen Menschen arbeiten zu dürfen! Philipp, unser Barista, wird nach seinen Assoziationen zu Rucola befragt. "Ist ein bisschen das Schummelkraut in der Küche“, schmunzelt er. 

"Du streust Rucola auf eine Speise, und schwupps schaut sie schon ein wenig spektakulärer aus. Ich mag ihren englischen Namen besonders – Rocket – klingt doch gut, oder?" – "Hebt alles in eine neue Dimension", lacht Kathi und schnappt sich das Tablett mit den unterschiedlichsten Cappuccinos – mit Kuhmilch, Hafermilch, laktosefrei, mit oder ohne Koffein, so unterschiedlich wie unsere Gäste.

"Rucola kommt aus dem südlichen Raum und gelangte im Mittelalter zu uns. Bis Ende des 20. Jahrhunderts führte er ein Schattendasein unter den Salaten. Ich kann mich noch erinnern, als Rucola in Mode kam. 

In den 1980er-Jahren gab es plötzlich den Trend zur mediterranen Küche, wir haben damals gefühlt nur Tiramisu, Pasta und Mozzarella mit Tomaten gegessen“, plaudere ich aus meiner Erinnerungskiste. Natürlich können sich die zwei nicht an die Zeit erinnern, als Parmesan als Kinderschreck nur gerieben im Plastiksackerl daherkam. Der Nachteil am jungen Team ist, dass ich mich oft fühle wie die Urstrumpftante des Cafés.

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Zuhause lasse ich den letzten Hüttenbesuch in den Bergen Revue passieren. Wie gut hat uns dort das vegetarische Gröstl geschmeckt! Wie wäre es, Herrn Rucola seinen wohlverdienten Auftritt zu geben, wo er doch die Alpenüberquerung so gut gemeistert hat? Gesagt, getan, ich vermixe ihn zum Pesto, das macht den Erdäpfeln gleich Pfeffer unter der Schale. Getrocknete Tomaten passen zum Thema und bringen Umami, Spargel muss sein zu dieser Jahreszeit, das obligatorische Spiegelei lässt mich wieder an den Mai und seine Sonne denken.

Beim nächsten Bardienst erzähle ich vom gelungenen Abendessen, das ohne Ei auch vegan glücklich macht. Und weil ich als Seniorchefin ruhig meine Spleens haben kann, rezitiere ich das passende Monatsgedicht eines meiner Lieblingsautoren. Also, frei nach Erich Kästner: O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Marktgeschichten, Folge 60: Nicole Ott schreibt an dieser Stelle einmal im Monat von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert exklusiv für die freizeit ein Rezept damit.

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