COACHIN WOLLTE, DASS SICH FRAUEN IN BH UND SLIP ZEIGEN

Sie locken mit fünf- bis sechsstelligen Gewinnen: Online-Coaching boomt. Auch Marija K. fiel auf eine Frau herein, zahlte 41.000 Euro.

Die Versprechen klingen zu verlockend, um wahr zu sein: Online-Coaches ohne Ausbildung oder Befähigung, die den Unternehmenssitz meist im Ausland haben, ködern Konsumenten mit fünf- bis sechsstelligen Gewinnen, wenn sie extrem teure Kurse absolvieren. Doch oft lautet das Fazit: Außer Spesen nichts gewesen.

Sind die Betroffenen erst einmal im Coaching-Netz gefangen, ist ein Ausstieg extrem schwierig. Kunden werden eingeschüchtert oder sogar bedroht, viele verschulden sich auch. In der vierten Folge von "Reingelegt!" (heute, 21.20 Uhr, ATV) erzählen Marija K. und Sophie, wie sie auf diese Abzocke hereingefallen sind. Marcel berichtet wiederum, wie er Krypto-Betrügern aufgesessen ist.

Auf Luxus und viel Weiblichkeit setzte eine Coachin – sie wird im Beitrag "Mandy" genannt – im Internet. Live-Videos aus Athen, eine Chanel-Brosche am körperbetonten Kleid und ein lasziv-provokantes Auftreten – so präsentierte die Frau ihr Luxus-Leben. Marija K. wurde neugierig: "Man schaut sie sich an und bleibt bei ihr, weil man fasziniert ist, was und wie sie es schafft."

Die Niederösterreicherin – sie ist selbst Lebensberaterin – wollte ihren Umsatz erhöhen und buchte daher einen einmonatigen Einstiegskurs um 1.111 Euro: "Als ich den Vertrag unterschrieben habe, hat sie mir gesagt, dass ich zu Weihnachten schon Millionärin bin."

Auch Reinhold Schranz, Jurist und Leiter beim Europäischen Verbraucherzentrum Österreich, ist dieses Auftreten nur allzu bekannt: "Das Problematische ist, dass diese Coaches mit dem Image des Erfolgs werben, das heißt, sie stellen sich selbst als erfolgreiche Millionäre dar und vermitteln die Message: 'Ich habe es geschafft! Du kannst es auch schaffen, aber dazu benötigst du meine Business-Geheimnisse.'"

Doch hinter diesen "Geheimnissen" verstecken sich oft nur einfache Sätze, die die Betroffenen mantra-artig predigen sollen: "Das sind sogenannte Affirmationssätze. Bei mir war es: 'Meine Million ist bereits auf meinem Konto'. Diesen Satz musste ich täglich mehrmals wiederholen", berichtet Marija.

Das Mantra von "Mandy" – vor allem bei Live-Events auf Facebook – lautete: "Aus der Seele handeln" und "den Impulsen folgen". Und diese Impulse äußerten sich auch in fragwürdigen Methoden: "Sie meinte, wir sind ja nicht wegen des Geldes gekommen, sondern wegen der Weiblichkeit. Die Frauen sind dann teilweise live in Unterwäsche vor der Kamera gestanden", erinnert sich die Niederösterreicherin.

Neben dem Druck durch die Coachin, spielt oft auch die Gruppendynamik eine große Rolle: "Es wird versucht, ein Gemeinschaftsgefühl zu kreieren, das geht meiner Meinung nach schon in sektenähnliches Verhalten", warnt Jurist Schranz.

So riet "Mandy" den Teilnehmerinnen, gewagtere Outfits und die Haare offen zu tragen, sich stärker zu schminken und aufreizender zu sein: "Wir sollten damit noch mehr in die Weiblichkeit kommen. Wir sollten die Trigger für andere Frauen sein. Wenn wir das leben, dann kommt auch das Geld", so Marija.

Das Credo der Online-Coachin lautete: "Wer seinen Impulsen nicht sofort folgt, cuttet sich den Erfolg ab". Marija dazu: "Sie warb auch für den 'Seelendownload'. Wir mussten alles aus den Videos rausschreiben, die sie uns geschickt hat, und wiederholen. Es war eine langsame Gehirnwäsche. Es hieß: Denken ist Gift. Denn wer denkt, bremst sich selbst gerade aus."

Nach dem Einstiegsworkshop wurde Marija dann ein weiterer ans Herz gelegt: Der Jahreskurs kostete 35.000 Euro – ein wahres "Schnäppchen", denn bei "Mandy" kosten die Kurse bis zu 100.000 Euro. Der Preis stieg jeden Tag um 1.000 Euro: "Es ging darum, in den Kurs zu 'springen'. Wenn wir das nicht gemacht haben, dann haben wir den Impuls unterdrückt", erklärt die Lebensberaterin.

Laut Schranz setzen Online-Coaches oft auf unseriöse Marketingmethoden ("Dark Patterns") wie künstliche Rabatte, Limitierung und Rarität. Auch bei Marija wirkten sie: Sie borgte sich Geld von einer Freundin aus und buchte den Jahreskurs.

Als sie letztendlich erkannte, dass sie abgezockt worden war, erklärte ihr "Mandy": "Du bist selbst schuld, dass du nicht erfolgreich bist." Insgesamt gab die Niederösterreicherin 41.000 Euro für Kurse aus. Sie schaltete einen Rechtsanwalt ein und versucht nun, aus dem Vertrag auszusteigen.

Auch Konsumentenschützer Schranz rät dazu, zu kämpfen und diese Verträge anzufechten: "Häufig gehen wir von Sittenwidrigkeit aus. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist massiv gestört – hier spreche ich den Wucher bzw. strafrechtlich den Sachwucher an. Man darf sich das nicht gefallen lassen und sollte den Vertrag überprüfen lassen. Die Chancen stehen meist gut!"

2024-05-08T04:02:37Z dg43tfdfdgfd