MINDESTALTER, FREMDSPRACHEN, KöRPERLICHE FITNESS: VENEDIG SUCHT GONDOLIERE

Sie gehören zum Stadtbild wie der Dogenpalast oder die Rialtobrücke: Seit Jahrhunderten manövrieren Gondoliere ihre Passagiere gekonnt durch die engen Kanäle Venedigs. Doch um dies auch in Zukunft machen zu können, braucht der Berufsstand dringend Nachwuchs, berichtet die britische Zeitung The Guardian. Die Stadtverwaltung von Venedig ruft deshalb zu Bewerbungen auf. „Es gibt einen Generationswechsel: Die Leute gehen in den Ruhestand und müssen ersetzt werden“, sagt Andrea Balbi, Präsident des Gondoliere-Verbandes von Venedig.

Doch der Weg zum Gondoliere ist kein einfacher. So müssen Interessenten nicht nur ein Mindestalter von 18 Jahren, einen Schulabschluss, Schwimmkenntnisse und ein ärztliches Attest vorweisen, das ihnen eine "gesunde und robuste Konstitution" bescheinigt. Um für die Ausbildung zugelassen zu werden, braucht es außerdem ein Talent fürs Rudern. "Die Gondel bewegen zu können, ist das Wichtigste", sagt Andrea Balbi. "Das Vorauswahlverfahren hilft uns, dies zu verstehen, und dann beginnt die Ausbildung."

Dort lernen angehende Gondoliere in 30 Theoriestunden die Verkehrsordnung der Wasserstraßen, grundlegende Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch und Basiswissen zu Kunst, Kultur und der Geschichte der Stadt - wobei der Schwerpunkt auf dem Aufbau der Stadt und den Wasserwegen liegt. Anschließend absolvieren sie ein 10-stündiges praktisches Training, bei dem sie unter Anleitung eines Gondelmeisters eine Gondel mit einem Ruder führen. Die Ausbildung kostet 1.000 Euro.

Kampf für Erhalt der Gondoliere

Gondoliere kämpften immer wieder für den Erhalt der Berufsgruppe. Etwa in den 1880er Jahren, als der öffentliche motorisierte Wasserbusdienst eingeführt wurde. Auch heutzutage gibt es immer wieder Proteste - zum Beispiel gegen Wassertaxis und Schnellboote, weil sie mit ihren Wellen kleinere Boote ins Wanken bringen.

In Venedig gibt es insgesamt 433 Gondoliere. Lange ein reiner Männerberuf, sind mittlerweile auch 14 Frauen darunter. 2009 wurde Giorgia Boscolo die erste weibliche Gondoliere. Schätzungen zufolge befördern Gondoliere 30 Millionen Besucher pro Jahr in Venedig.

Lange waren die Boote das Hauptverkehrsmittel der Lagunenstadt, zunächst vor allem für die unteren Schichten der Gesellschaft. Ab dem 14. Jahrhundert, nachdem Pferde aus der Stadt verbannt worden waren, entdeckte sie auch der Adel für sich. Heute sind sie lediglich Touristenattraktion

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