WARUM MAN SICH SELBST DATEN SOLLTE: 5 TIPPS FüR EINE GESüNDERE BEZIEHUNG MIT SICH SELBST

In diesem Artikel erfahren Sie, wie sie eine gesündere Beziehung mit sich selbst führen können.

Manchmal fühlt sich im Leben alles verquer an: Man hadert mit der Welt, mit dem Leben –und mit sich selbst. Wäre es nicht schön, wenn alles leichter und einfacher wäre, vor allem der Umgang mit sich selbst? Das klingt so einfach – aber die Umsetzung hat es in sich: Wie führt man eigentlich eine gesündere Beziehung mit sich selbst? (Lesen Sie auch: Die Kunst der Resilienz – Warum wir alle ein bisschen mehr wie Gummi sein sollten)

„Uns begegnen besonders in den sozialen Medien immer mehr Buzzwords wie Selflove, Selfcare oder Body Positivity“, sagt Marie Zeitler, Psychologin bei der Online-Therapieplattform HelloBetter. „Gleichzeitig sind in uns oft weit verbreitete, tiefgreifende und meist unterbewusste Glaubenssätze verankert, die die Selbstliebe schwer machen.“ Solche Glaubenssätze sind etwa „Eigenlob stinkt“ oder „Nimm dich selbst nicht so wichtig“.

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Es ist gar nicht so einfach, den Spagat zwischen Selbstliebe und solchen Glaubenssätzen zu meistern. Die Expertin hat fünf Tipps, um eine positive Beziehung mit sich selbst aufzubauen. Das Wichtigste dabei: Wer eine gute Beziehung mit sich selbst führen möchte, sollte sich so gut wie möglich selbst kennenlernen, sagt Marie Zeitler. Mehr noch: Sie sagt, man sollte sich dafür sogar selbst daten. (Auch interessant: Sie sind unglücklich? 7 Gründe, warum es Ihre eigene Schuld sein könnte)

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Grundlagen einer guten Beziehung

Eine gesunde Beziehung mit sich selbst „macht sich besonders in unserem Handeln bemerkbar, genauer gesagt: in bedürfnisorientiertem Handeln“, sagt die Psychologin. Der erste Schritt besteht darin, sich bewusst zu machen, dass man überhaupt eine Beziehung mit sich selbst führt. „Eine gute Beziehung bedarf Fürsorge, Commitment und Zeit. Das ist auch bei der Beziehung zu sich selbst nicht anders“, sagt die Expertin. Dabei geht es um grundlegende Fragen:

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  • Sorge ich gut für mich?
  • Schlafe ich ausreichend?
  • Ernähre ich mich gesund, mache Sport und sorge für Entspannung?

„Dazu gehört aber nicht nur der Umgang mit mir selbst, sondern auch der Umgangston. Herrscht eher ein rauer Ton, bin ich eher kritisch mit mir selbst oder wertschätzend und mitfühlend?“, ergänzt Marie Zeitler. (Auch lesenswert: Weniger Alkohol trinken: Vier Strategien, mit denen es endlich gelingt – ganz ohne Verzicht)

Eine Kernfrage ist: Gehe ich mit mir so um, wie ich es mir von anderen wünschen würde? Wie ich meinen Lieblingsmenschen behandeln würde? „Wenn ich achtsam auf meine Bedürfnisse höre, Grenzen setze, mir Zeit für mich nehme und Raum für das schaffe, was mir wirklich guttut, können wir von einer guten Selbstbeziehung sprechen“, sagt die Psychologin. Hier sind ihre fünf Tipps dafür:

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1. Sich selbst daten

Wie gut kennen Sie sich selbst? Auf dem Weg zu Antworten kann ein Experiment helfen: Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf ein Date mit sich selbst. „Wenn wir eine neue Beziehung anfangen, steht im Vordergrund, die andere Person wirklich kennenzulernen und viel Zeit mit ihr zu verbringen“, sagt Marie Zeitler.

Und das können Sie mit sich selbst tun: Fragen Sie sich, was Ihnen wichtig ist, wie Sie mit sich selbst umgehen, was Sie geprägt hat und wie Sie sich verhalten, was Sie fühlen und denken. „Ich kann beginnen, mir selbst zuzuhören. Wie geht es mir gerade eigentlich wirklich? Was sind meine Bedürfnisse?“, sagt die Psychologin. (Lesen Sie auch: Stress auf der Arbeit: Warum E-Mails schlecht für die Gesundheit sind)

Schauen Sie sich auch Ihren Tagesablauf an: Was tun Sie wirklich für sich, weil Sie es mögen und es Ihnen gut tut – und was machen Sie, weil Sie müssen oder das Gefühl haben, es für andere tun zu müssen? Welchen Umgangston pflegen Sie mit sich selbst? Machen Sie sich nieder in Situationen, wenn etwas schiefgeht oder Sie einen Fehler gemacht haben? Oder haben Sie Nachsicht mit sich?

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2. Der eigene Freund werden

Wer hart mich sich selbst ins Gericht geht, kann sich fragen: „Wie würde ich in einer solchen Situation mit einer Freundin oder einem Freund sprechen? Was würde ich zu ihm oder ihr sagen und raten?“, sagt Marie Zeitler. „Oft wird uns dann erst bewusst, dass wir viel nachsichtiger, ruhiger und liebevoller wären. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden.“ (Auch interessant: Trennungsschmerzen ähneln laut Wissenschaft einem Drogenentzug – und haben Auswirkungen auf das Gehirn)

Nun ist unser Verstand dazu da, unser Überleben zu sichern – und ist dabei unablässig dabei, Risiken und Gefahren auszuloten und Dinge kritisch zu hinterfragen, um uns rechtzeitig zu warnen. „Er ist weniger dafür gemacht, das Positive zu sehen oder gar das Leben zu genießen“, sagt Marie Zeitler. Doch es ist möglich, den inneren Kritiker positiv umzuprogrammieren. Statt sich vorzuwerfen „das kann ich nicht“, ist es hilfreicher, sich zu sagen: „Das kann ich – noch – nicht.“ Oder: „Das wird Schritt für Schritt besser.“

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3. Routinen schaffen

Wer sich ändern will, braucht klare Abläufe. „Forschende haben herausgefunden, dass Verhaltensänderungen besonders gut dann funktionieren, wenn sie leicht umzusetzen sind und sich einfach als Routine etablieren lassen“, sagt die Expertin. Der Körper liebt sich wiederholende Abläufe – denn die kennt er. „Das liegt daran, dass unser Gehirn dabei eine kleine Auszeit nehmen kann.“

Etwa beim Date mit sich selbst: Haben Sie herausgefunden, was Ihre Bedürfnisse sind? Vielleicht wissen Sie nun, was Ihnen gut tut, Kraft gibt und nach welchen Aktivitäten Sie sich besonders energiegeladen fühlen? „Versuchen Sie, davon mehr in Ihren Alltag einzuplanen“, rät die Psychologin. (Auch lesenswert: Angst in der Nacht bei Erwachsenen: So kämpfen Sie dagegen an)

Am besten koppelt man dafür etwas Neues und Kleines an etwas, das man ohnehin macht. „Zum Beispiel, fünf Minuten meditieren, bevor Sie mit der Arbeit starten, oder ein paarmal öfter die Treppe statt des Aufzugs nehmen, oder das Telefonat mit dem besten Freund, während Sie nach der Arbeit nach Hause fahren.“

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4. Die Monster bändigen

Wenn Sie wieder einmal hadern, stellen Sie sich doch einmal vor, dass Sie Busfahrer oder Busfahrerin sind. „Ein weiter Weg liegt vor Ihnen und endet an Ihrem Ziel (vielleicht ist es ein Studienabschluss, ein Job, ein besserer Umgang mit sich selbst). Sie sind nicht allein im Bus, denn der Bus ist voller Monster. Jedes mit einem ganz eigenen Satz: „Du schaffst das eh nie.“, „Dafür bist du eh zu blöd.“, „Warum probierst du das überhaupt?“.

Sie können mit den Monstern diskutieren, aber dann kann niemand den Bus lenken. Sie können sie nicht rausschmeißen – denn wichtige Info am Rande: Die Monster werden Sie ein Leben lang begleiten. „Aber wenn Sie den Monstern nicht mehr zuhören, werden sie erst einmal lauter und dann immer leiser“, sagt Marie Zeitler. „Sie können Ihnen physisch nichts anhaben, Sie nicht festhalten oder abhalten.“ Das ist die wichtigste Erkenntnis dieser Übung: Es gibt immer eine Instanz, die trotzdem handeln kann, auch wenn der Kopf sagt, es geht nicht. (Lesen Sie auch: Glücklich sein: Expertin hat einen ungewöhnlichen Tipp – der tatsächlich funktioniert)

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5. Selbstwirksamkeit erleben

Kennen Sie das, wenn Sie sich etwas vornehmen, vielleicht sogar außerhalb Ihrer Komfortzone, und es dann geschafft haben? Dieses Glücksgefühl danach? Vielleicht haben Sie ein neues, köstliches Rezept gekocht, einen Solo-Trip gemeistert oder auf der Arbeit eine gelungene Präsentation hingelegt. „Sie können solche Aktivitäten ganz bewusst einplanen“, sagt die Psychologin.

„Zusätzlich kann es helfen, sich einmal bewusst zu machen, was man schon alles geschafft hat“, sagt die Expertin. Viele Menschen hängen oft in Gedanken in der Zukunft oder denken, sie könnten doch schon so viel weiter sein. Stattdessen ist es hilfreicher, zurückzuschauen, sich eine Timeline mit einem Stift aufzumalen und all die schwierigen Situationen zu vermerken, die man bereits gemeistert hat. Eine andere Möglichkeit ist es, am Ende eines Tages schöne Dinge aufschreiben, die einem gelungen oder passiert sind – in einem Positiv-Tagebuch.

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