TRENDS BEI DER HOCHZEIT: BRAUTPAARE WERDEN IMMER äLTER – „PRINZESSINNEN“-HOCHZEIT WIRD UNBELIEBTER

„Ja“, aber zwanglos und schlicht

Trends bei der Hochzeit: Brautpaare werden immer älter – „Prinzessinnen“-Hochzeit wird unbeliebter

Paare in Deutschland geben sich immer später das Ja-Wort. Auch im Landkreis macht sich dieser Trend bemerkbar. Auch sonst hat sich viel getan.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Gemeinsam Hand in Hand der Zukunft entgegentreten und sich für das restliche Leben zueinander bekennen: Die Hochzeit ist für viele der schönste Tag ihres Lebens. Trotzdem trauen sich Paare in Deutschland immer später. Das durchschnittliche Alter ist inzwischen auf einen Rekordwert gestiegen: Frauen heiraten laut Statistischem Bundesamt im Schnitt mit 32,6 Jahren, Männer mit 35,1 Jahren. Und auch bei den Trends rund ums Ja-Sagen, hat sich so einiges getan.

„Entwicklung kann ich bei uns nur bestätigen“: Brautpaare werden immer älter

„Die Entwicklung kann ich bei uns nur bestätigen“, sagt Wolfgang Steger mit Blick auf die Tendenz, dass viele erst später heiraten. Seit 22 Jahren arbeitet der 50-Jährige als Standesbeamter in Bad Tölz. „Heute ist es normal, dass auch die Frauen studieren oder eine Ausbildung machen“, sagt er. „Danach wollen sie erst einmal Karriere machen, bevor sie an Heirat und Kinder denken. Früher war das anders.“ In Bad Tölz fanden im vergangenen Jahr 194 Trauungen statt. Mit Ansprache und Musik kann diese Zeremonie durchaus eine halbe Stunde dauern, weiß Steger aus Erfahrung. „Manche Paare wollen kein großes Brimborium, in solchen Fällen ist die Sache in fünf Minuten vorbei. Das ist immer Typsache.“

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Einen Trend hin zu schlichteren Trauungen und Hochzeitsfeiern beobachtet auch Wirtin Sandra Sanktjohanser-Wohlmuth. Gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Wohlmuth betreibt sie das „Jaegers“ am Fuß des Brauneck – eine gefragte Location für Hochzeitsfeiern. „Man merkt in letzter Zeit, dass der Trend weg von Prinzessinnen- Hochzeiten und hin zum rustikalen, legeren Stil geht.“ Spürbar sei überdies, dass bei vielen Paaren die Kirche bei der Eheschließung keine Rolle mehr spiele. „Wir haben immer mehr Anfragen für eine Kombination aus freier Trauung und Hochzeitsfeier“, erklärt sie. Das bestätigt auch Pablo Landauer, Wirt des Tölzer Kurhauses. „Viele erkundigen sich nach freien Trauungen, immer weniger Hochzeitsgesellschaften kommen aus der Kirche.“

Heiraten ist laut Experten „viel individueller und zwangloser geworden“

Außerdem werden die Feiern kleiner: „Unser Salettl ist heuer deutlich gefragter, der große Saal wird dafür etwas seltener gemietet.“ Die durchschnittliche Hochzeitsgesellschaft bestehe aktuell aus 70 Gästen, sagt Landauer. „Das war früher mehr.“ Die Partys seien auch im „Jaegers“ nicht mehr ganz so groß wie früher. „Wir haben Platz für maximal 130 Gäste auf einer Hochzeit, aber durchschnittlich wird bei uns mit circa 80 Gästen gefeiert.“ Heiraten sei „viel individueller und zwangloser geworden“. Man merke, dass sich immer mehr Paare von den „typischen Höflichkeitseinladungen“ lösen.

Für einen reibungslosen Ablauf sorgt Franziska Bitsolis. Die 29-jährige Geretsriederin ist Hochzeitsplanerin. Ein Großteil ihrer Kunden sei Ende 20, Anfang 30. „Jüngere können sich oft keinen Hochzeitsplaner leisten.“ Bitsolis’ Preise für Hochzeiten in Deutschland starten durchschnittlich bei 6800 Euro. Oft kommen die Paare bereits mit konkreten Wünschen und Ideen in ihr Büro. „Nach der Verlobung lassen sich viele erst einmal über soziale Medien inspirieren.“ Gefragt seien heuer demnach bunte Hochzeiten mit Blumen. Ältere Paare hingegen bevorzugen laut Bitsolis eher elegantere Feiern.

Auch das Geld spielt bei vielen eine Rolle

Dass die Finanzierung bei vielen eine große Rolle spielt, merkt auch Sanktjohanser-Wohlmuth in den Beratungsgesprächen. „Der Wille, für die Hochzeit Geld in die Hand zu nehmen, ist nach wie vor da. Aber viele müssen einfach schauen, wie sie das finanziell hinbekommen.“ Einsparungen werden häufig bei der Dekoration oder Spirituosen getätigt. „Auf Blumen wird schon noch Wert gelegt, aber laut unserer Floristin wird es immer schlichter und weniger“, berichtet sie. „Ansonsten entscheiden sich auch viele für einfachere Gerichte oder nehmen nur ein Drei-Gänge-Menü.“ Landauer beobachtet, dass viel seltener Bands für die Feier gebucht werden. „Viele entscheiden sich nur noch für einen DJ.“

Kleine Feiern für zwei bis zehn Leute, in den Bergen oder an Seen in Bayern und Österreich – das ist das Spezialgebiet von Martina Anders. „Corona hat diesen Trend zu mir gebracht“, erzählt die 42-jährige Wolfratshauserin, die seit 2017 als Hochzeitsplanerin arbeitet. „Nun kommt es immer mehr, dass Paare ihren großen Tag nur zu zweit genießen möchten.“ Oft in Verbindung mit Urlaub an einem schönen Ort. Zwischen 20 und 30 Hochzeiten richtet Anders im Schnitt pro Jahr aus. „Diese Kombi aus Bergen und See ist immer ideal, ob im Winter oder Sommer“, schwärmt die Wolfratshauserin. Auch Sanktjohanser-Wohlmuth stellt fest, dass Heiraten in den Bergen immer beliebter wird. „Wir haben bei Weitem nicht nur Paare aus der Region, viele kommen aus München und weiter weg, um sich in den Bergen das Ja-Wort zu geben.“ (feb/kof)

2024-04-16T04:53:31Z dg43tfdfdgfd