JAPANISCHER WUTZETTEL-TRICK: SEINEN ÄRGER EINFACH LOSWERDEN

Methode zum Frust-Abbau

Japanischer Wutzettel-Trick: Seinen Ärger einfach loswerden

Kurz vorm Platzen? Wie sich Wut und Ärger mit einem Zettel und einem Stift vertreiben lassen und warum dauerhaftes Wütend-Sein ungesund ist.

Wut und Ärger sind natürliche Gefühle, die entstehen, wenn unsere persönliche Grenze überschritten wird. Sie zuzulassen ist wichtig und eine sinnvolle Reaktion. Wichtig ist aber, wie wir unsere Gefühle äußern. Ein heftiger Wutausbruch, bei dem Dinge gesagt werden, die wir später bereuen oder die andere verletzen, ist sicher nicht der richtige Weg. Besser ist eine simple Methode aus Japan, der sogenannte Wut-Zettel. Wie gut der funktioniert, hat Forscher in einer aktuellen Untersuchung selbst überrascht.

Forscher mussten Probanden richtig wütend machen

Die Wutzettel-Methode von den Psychologen der Universität Nagoya (Japan) ist simpel: Gefühle wie Wut und Zorn werden auf einen Zettel geschrieben, der anschließend einfach weggeworfen wird.

Für ihre Studie hatten die Forscher Nobuyuki Kawai und Yuta Kanaya rund hundert Studierende gebeten, einen Aufsatz zu Themen wie „Rauchverbot in der Öffentlichkeit“ zu schreiben. Anschließend gab es dafür eine Bewertung, wobei alle Probanden das gleiche schlechte Feedback mit provokanten Aussagen wie „Ich kann nicht glauben, dass ein intelligenter Mensch so etwas denken kann“ bekamen. Das machte die Teilnehmer richtig sauer. Ihre Wut-Gedanken sollten sie anschließend zu Papier bringen und die Notizen 30 Sekunden lang durchlesen.

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Danach wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Teilnehmer-Hälfte sollte den Zettel in eine Box oder eine Mappe legen, die andere durfte das Papier zerknüllen und in einem Abfalleimer oder einem Schredderer entsorgen. Mit Fragebögen erfassten die Experten die Emotionen der Teilnehmer direkt nach der fiesen Bewertung und nach dem Weglegen bzw. Wegwerfen des Wutzettels. Die Ergebnisse fielen deutlicher aus als gedacht.

Wutzettel mit erstaunlicher Wirkung

Zunächst waren beide Gruppen nach der Beurteilung gleichermaßen wütend. Die Gedanken und Gefühle aufzuschreiben half allen Teilnehmern, wobei die „Wegwerf-Gruppe“ nach dem Entsorgen des Papiers die Wut nahezu los war. Die Gruppe, die den Zettel in einen Ordner legte, verspürte dagegen immer noch mehr Ärger als vor dem Experiment.

Das Fazit der Experten: „Die Entsorgung des Papiers im Müll kann den Ärger verschwinden lassen.“ Das Prinzip dahinter: ein mit negativen Emotionen aufgeladenes Objekt wegwerfen oder vernichten und den Ärger so vertreiben. Wie gut das Konzept funktioniert, überraschte die Forscher selbst. „Wir hatten erwartet, dass unsere Methode die Wut bis zu einem gewissen Grad unterdrücken würde“, so Nobuyuki Kawai im Fachjournal Scientific Reports. „Wir waren jedoch erstaunt, dass die Wut fast vollständig beseitigt wurde.“

Wut zu unterdrücken schadet der Gesundheit

Auch wenn Wut in unserer Gesellschaft kein gutes Image hat: Sie gehört dazu und sie zu unterdrücken kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Schon bei kleinen Kindern ist die sogenannte „Trotzphase“ ein wichtiger Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung. Im Erwachsenenalter wird Wut häufig ausgelöst durch:

  • Respektlosigkeit
  • Angriff auf die Persönlichkeit
  • Enttäuschung
  • Belästigung
  • Verletzung
  • Überforderung

Damit ist Wut auch eine Schutzreaktion. Sie hilft, die eigenen Grenzen zu wahren, von anderen zu fordern, was einem zusteht, und sorgt im besten Fall dafür, dass das Gegenüber aufhört, gegen einen zu handeln. Wut gehört zu einer gesunden Psyche und reguliert soziale Beziehungen. Wer dagegen seinen Ärger ständig unterdrückt, neigt eher zu depressiven Symptomen, wie eine Studie zeigt.

Das bedeutet aber nicht, dass man der Wut freien Lauf lassen sollte. Heftige Wutausbrüche erhöhen sogar das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall, wie Untersuchungen zeigen. Neben Methoden wie dem Wutzettel könne bei einem akuten Wutanfall auch helfen, die Treppe rauf und runter zu laufen, gegen einen Box-Sack zu boxen oder die Muskel einmal fest anzuspannen und wieder loszulassen, erklärt Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Homburg gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Manchen Menschen würden auch auf Kältereize oder starke Geschmacksreize reagieren.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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